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Dark: Ein Lehre von der Beschränktheit des menschlichen Denkens - Streaming News

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Mit dem Ende der dritten Staffel liefert Dark eine starke Interpretation von Zeitreisen ab, die für viele unerwartet kommt und so gar nicht die Köpfe vieler Menschen passen will. Es hilft wenig, alle Teile von Back to the Future, Terminator, 12 Monkeys oder Butterfly Effect gesehen zu haben, weil Zeitreisen in Dark ganz anders hergeleitet und eigentlich kaum erklärt werden.

Das Problem ist auch, dass die Protagonisten in Dark genauso im Dunkeln tappen und wenn man all ihren Erklärungen folgt, in Widersprüchen oder im Irrsinn landet. Ich möchte ein wenig Licht in das Zeitreise-Konzept von Dark bringen, weshalb ich gleich zu Anfang mit der Wahrheit herausrücke:

In Dark reist niemand durch die Zeit, denn Reisen durch die Zeit sind nicht möglich, weil Zeit selbst objektiv nicht existiert.

Für uns gläubige Physiker hat die Scheidung zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft nur die Bedeutung einer wenn auch hartnäckigen Illusion.

– Albert Einstein

Damit bringt Albert Einstein kurz vor seinem Tod dem Physikerkollegen Heisenberg doch noch seine Wertschätzung entgegen und wenn man diese Aussage ernst nimmt und die Konsequenzen erkennt, dann wird dadurch ein Äonen altes Paradigma von der Zeit im Nichts aufgelöst, was einer vierten großen Kränkung der Menschheit gleichkäme. Jede wissenschaftliche Neuerung müsse sich gegen das etablierte Denken durchsetzen, aber der größere Anteil rühre davon her, dass durch den Inhalt der Lehre starke Gefühle der Menschheit verletzt würden, meinte Sigmund Freud im Jahr 1917.

Freud nennt drei große Einschnitte, die der naive Narzissmus des menschlichen Bewusstseins durch den historischen Fortschritt wissenschaftlicher Erkenntnis erlitten habe:

  • Die kosmologische Kränkung:
  • Die erste Erschütterung sei die mit dem Namen Kopernikus  verknüpfte Entdeckung gewesen, dass die Erde nicht der Mittelpunkt des Weltalls ist (vgl. Kopernikanische Wende  ). Durch den Narzissmus neigt unser Denken zum Anthropozentrismus, aber dem Universum sind wir letztlich egal, weshalb sich die Menschheit eher im Abseits des Zentrums von allem befindet.

  • Die biologische Kränkung:
  • Die zweite Kränkung lag in der Entdeckung, dass der Mensch aus der Tierreihe hervorgegangen ist (Charles Darwin  und andere). Daraus entwickelt hat sich unser heutiges Paradigma des Ökozentrismus  , durch welchen wir Menschen erkennen, dass wir nicht die Herrscher der Erde sind, sondern Teil eines großen Ganzes in dem alles miteinander verbunden ist. In "Dark" heißt es auch "Alles ist miteinander verbunden". Wir verhalten uns in diesem Ökosystem wie ein Parasit, der mit der Macht der Natur nicht gerechnet hat und sich jetzt Gegenreaktionen ausgesetzt sieht, wie dem Klimawandel.

  • Die psychologische Kränkung:
  • Die dritte Kränkung sei die von ihm entwickelte Libidotheorie  des Unbewussten  ; ein beträchtlicher Teil des Seelenlebens entziehe sich der Kenntnis und der Herrschaft des bewussten Willens. Die Psychoanalyse konfrontiere das Bewusstsein mit der peinlichen Einsicht, (…) dass das Ich nicht Herr sei in seinem eigenen Haus. Diese Erkenntnisse machten sich nicht nur Adolf Hitler, sondern auch später die USA und anderen Regierungen zu nutze um Menschenmassen zu manipulieren. Heute werden die Erkenntnisse der Suggestion in der Werbeindustrie umgesetzt, auch wenn es ethische Grenzen gibt, wie zum Beispiel das nicht konsequente Verbot von unterschwelliger Werbung.

    Ich füge nun eine dritte Kränkung an und nenne sie

  • Die chronobiologische Kränkung:
  • Da der Mensch wegen seines Narzissmus auch zum Anthropozentrismus  neigt, glaubte er Jahrtausende lang, dass Zeit existiert und sich in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft manifestiert, wobei er als Beoabachter der Zeit in der Gegenwart steht. Man hat sich in der Antike und im Mittelalter intensiv damit beschäftigt, ob Zeit nur subjektiv oder auch objektiv existiert. Das ist allerdings selbst schon problematisch, denn es ist schwierig anzugeben, was der Existenz-Begriff in Bezug auf die Zeit bedeuten soll.

    Neuere Erkenntnisse der Hirnforschung, Molekularbiologie und Psychologie legen den Schluss nahe, dass Wahrnehmung, Gedankenprozesse, Erinnerungen, Zeitgefühl und Bewusstsein im Menschen so eng miteinander verknüpft sind, dass sie im Erleben normalerweise nicht getrennt werden können. Und deshalb ist es so schwer zu verstehen, dass es keine Zeit gibt, sondern nur Räume, Entfernungen und Bewegungen. Da es vor dem Urknall noch keinen Raum und damit keine Entfernungs- und Geschwindigkeits-Relationen zwischen Raum, Materie, Masse oder einem Beobachter gab, kann auch keine Zeit messbar gewesen sein.

    Diese unmögliche Vorstellung zeigt aber, dass Zeit nur existiert, wenn sie gemessen werden kann. Das ist aber auch eine Illusion, die sich sprachlich manifestiert hat, denn wir messen keine Zeit, sondern wir messen mit Hilfe der Zeit. Die Zeit ist eine Maßeinheit, wie Meter, Zentimeter oder Millimeter. Stellt man sich die Frage, ob ein Zentimeter existiert, wäre das genauso verrückt, denn er existiert immer dann, wenn er messbar ist. Da andere Kulturen nicht mit Zentimetern messen, existiert dort kein Zentimeter.

    Zur Auffrischung: Der Trilogie-Trailer zu Dark bei Netflix

    Dark - Trilogie Trailer (Deutsch) HD
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    Es gibt jedoch kaum eine Kultur, die Zeit anders misst, denn alle Kulturen maßen ihre Zeit mithilfe der Algorithmen der Himmelsmechanik. Anthropologisch liegt das daran, dass es wichtig war sie zu messen, um die Jahreszeiten vorauszuberechnen, damit man die Zeit für das Aussähen und Ernten bestimmen konnte. Dieser Algorithmus war also überlebenswichtig und seine Entdeckung von vor etwa 6000 Jahren hat Hochkulturen erst ermöglicht und damit weitere Meilensteine der Menschheitsgeschichte. Die sesshaften Hochkulturen hatten also keine anderen Wahl, als sich nach diesem Algorithmus zu richten, der grundsätzlich solche krasse Phänomene, wie den Tag- und Nacht-Algorithmus beherrscht. Tag- und Nacht sind für Menschen, die von Natur aus Tag-Tiere sind, also Phänomene, die sich tief in unsere Biologie implementiert haben.

    Dieses Bewusstsein für Zeit ist dem Menschen nicht von Anfang an gegeben. Ein neugeborenes Baby hat noch kein Zeit- und Raumempfinden, weshalb ein Mensch sich nicht an seine Geburt oder die Zeit danach erinnern kann. Zeit- und Raumgefühl ist nicht angeboren, sondern wird erworben. Praktisch erlebt man das bei einem Säugling, den es nicht kümmert, ob die Eltern in der Nacht aufstehen müssen.

    Er kann Tag und Nacht weder sehen, noch würde er Tag und Nacht erkennen, außerdem denkt er, dass die Welt sich um ihm dreht, er ist egozentrisch. Seine Wahrnehmung erlaubt es ihm noch nicht, sein Bewusstsein ist noch nicht entwickelt genug. Erst nach und nach entwickelt sich durch die von außen gegebenen Struktur bei dem Säugling eine Hypothese von seiner Umwelt. Der erste Schritt in dieser Entwicklung nennt man in der Entwicklungspsychologie die uroborische Phase (nach Jung). Das Kind sieht in der Mutter den Archetypus der „uroborischen großen Mutter“, einer sich ewig selbst verschlingenden und neu erzeugenden Schlange als griechisches Symbol der Ewigkeit.

    Der Ouroboros (Uroboros) gilt in der Entwicklungspsychologie deshalb auch als Symbol für die Erkenntnis des Ichs. Ein entscheidender Moment der Ich-Entwicklung ist, wenn ein Mensch die Fähigkeit erlangt hat sich selbst im Spiegel zu erkennen, siehe Spiegeltest  . Diese gelingt dem Menschen in der Regel ab dem 2. Lebensjahr, während bei vielen Tieren diese Fähigkeit nie erworben werden kann.

    Spiegeltest bei Affen, erfolgreich

    Aber während wir das Ich-Bewusstsein gewinnen und damit auch Bewusstsein für Raum und Zeit, verlieren wir das Bewusstsein für die Ewigkeit. Daraus entwickelt sich ein Denkfehler, nämlich das Zeit inhärent sei und Zeit wird das menschliche Bewusstsein sogar zu einer Entität, zu einem existierenden Ding wird, dabei ist Zeit eben nur eine Maßeinheit. Unserem Bewusstsein gelingt es aber nicht Bewegung von Zeit zu trennen, weshalb wir unbewusst in einer anthropozentrischen Sicht der Welt gefangen sind.

    Wenn ich dann vom Anthropozentrimus  als Problem spreche, meine ich die Ich- bzw. menschzentrierte Perspektive auf seine Umwelt, denn demnach glauben wir, dass es einen Anfang und ein Ende geben müsse. Das liegt an unserer natürlichen Erfahrung, weil wir sterbliche bzw. endliche Wesen sind, d. h. wir haben mit der Geburt einen Startpunkt und mit dem Tod einen Endpunkt. Was vor der Geburt und nach dem Tod mit uns geschieht, gehört zu den Fragen der Eschatologie, die empirisch nicht beantwortet werden können, aber zu denen die Menschen seit sie existieren Antworten suchen.

    Diese Fixierung auf endliche Welten beschränkt unser Denken, so dass wir Anfang und Ende oder Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft als feste Orientierungspunkte erleben. Wir altern, bewegen uns und haben deshalb das Gefühl, dass Zeit existiert. Die vom menschlichen Bewusstsein wahrgenommene Form der Veränderungen und der Abfolge von Ereignissen begründen unseren Eindruck einer „Richtung der Zeit“. Dadurch glaubten wir eben sehr lange, dass die Zeitlinie in unserem Leben singulär ist, es immer vorwärts geht und dass sie einzigartig ist. Das ist aber nur aus unserer begrenzten anthroprozentrischen Perspektive so.

    Zeit existiert jedoch nur, weil Menschen sich Zeit ausgedacht haben. Sie haben ein System der Zeit erfunden, dass sich an der Bewegung der Gestirne in unserem Sonnensystem, von unserer Erde aus gesehen, orientiert. Auf einem anderen Planeten, in einem anderen Sonnensystem, in einer anderen Galaxie stimmen unsere Zeiteinheiten nicht mehr, wenngleich das Zeitmaß als Mittel des Vergleiches unabdinglich ist. Wir vergleichen immer mit dem was wir schon kennen.

    Trailer zu Dark Staffel 3 bei Netflix:

    Dark - S03 Trailer (Deutsch) HD
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    Gehen wir vor die Zeit des Urknalls zurück, dann haben wir auch tatsächlich das Problem, dass dort keine Zeit messbar ist und wir erkennen, dass sie letztlich gar nicht objektiv existiert. Zeit ist eine erdachte Maßeinheit, d. h. Zeit ist kein sprachliches Konkretum, sondern ein Abstraktum, eine Idee, ein theoretisches Konstrukt. Es funktioniert nur, solange sich Dinge zueinander relativ im Raum befinden, ausdehnen und bewegen. Würden wir in einem Zug aufwachen, bei dem wir nicht nach draußen schauen könnten und er würde immer in gleicher Geschwindigkeit und Richtung fahren, wüssten wir nicht, dass wir in Bewegung sind. Nach der Relativitätstheorie würden uns optische Bezugspunkte fehlen. Wir könnten Zeit nicht fühlen bzw. erkennen, weil wir keine Bezugspunkte haben.

    Das ist auch die Erkenntnis aus der Relativitätstheorie. Zur Bewegung gehören aber auch der Augenaufschlag oder das Pochen des Herzes im Takt, nicht nur wenn wir uns von Ort zu Ort bewegen. Auch Mikrobewegungen erzeugen ein Zeitgefühl, da es messbare Bewegungen sind. Weil also solange wir Leben immer etwas in unserem Körper in Bewegung ist, erleben wir Zeit solange wir leben als Entität. Wir werden das Zeitgefühl nicht los. Das führt leider auch dazu, dass wir glauben, dass Zeit verginge, genauso wie wir glauben, dass die Sonne untergeht, dabei dreht sich die Erde in einer Rechtsdrehung von der Sonne weg.

    Wir unterliegen Irrtümern in der Wahrnehmung und dem Denken, weil wir aus unserer begrenzten Wahrnehmung heraus Schlüsse ziehen. Die abstrakte Idee der Zeit ist eine Hilfe systematische Bewegungen messen und erkennen zu können, nach denen wir unser endliches Leben ausrichten. Wahrscheinlich würde sich das grundlegend ändern, wenn wir unsterblich wären. Die vierte Kränkung der Menschheit, also die Erkenntnis, dass Zeit nicht objektiv existiert verändert auch unsere Theorien vom Zeitreisen. Es wird klar, dass es Anfang und Ende, Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, also Zeitreisen nicht gibt.

    Die Frage ist nicht in welcher Zeit, sondern in welcher Welt.“ – Martha

    Dieser Spruch stammt von Martha, aber einer Version von Martha, die das Konzept bereits verstanden hat, aber bis dahin erfahren wir nicht mehr, aber somit stellt sich heraus, dass das alte Zeitreise-Paradigma das Kernproblem ist, warum Martha, Jonas und H.G. Tannhaus sich in dieser fatalistischen Situation befinden.

    Dark bei Netflix: Der Fatalismus als Selbstbeschränkung der menschlichen Freiheit

    Bevor ich zur Lösung des Problems komme, muss noch ein Denkfehler ausgeräumt werden. Dabei ist der Begriff Fatalismus wichtig, denn er ist ein Überbegriff für Weltanschauungen, bei denen geglaubt wird, dass das Schicksal nicht in den eigenen Händen liegt, egal ob durch Gott, den Kosmos oder durch Nichts prädestiniert (=vorherbestimmt), weshalb auch der Nihilismus Nietzsches zu diesen Weltanschauungen gehört. Alle zusammen haben gemeinsam, dass sie den freien Willen auf metaphysische Art und Weise, also nicht auf naturwissenschaftliche empirische desavouieren.

    H. G. Tannhaus

    Warum entscheiden wir uns gegen das Eine und gegen das Andere. Aber spielt es eine Rolle ob die Entscheidung darauf beruht, dass sie eine Konsequenz aus einer Reihe kausaler Verkettungen ist oder ob sie diesem unbestimmten Gefühl in mir entspricht. Dass vielleicht alles in meinem Leben genau auf diesen einen Moment hinausgelaufen ist, dass ich Teil eines Puzzles bin, das ich weder verstehe noch beeinflussen kann.

    - Tannhaus, 1. Staffel, Episode 10

    Bei Teilen der Menschheit, wie auch bei den meisten Protagonisten von „Dark“, besteht die hartnäckige Auffassung, dass die Zukunft ein unausweichliches Schicksal bereithält. Religiöse Strömungen, die die sogenannten Prädestinations  -Lehre vertraten, waren christliche Gruppierungen, was dem uralten heidnischen Spruch „Jeder ist seines Glückes eigener Schmied“ widerspricht, aber auch Charma und Kismet sind ähnliche religiöse Konzepte von der Unausweichlichkeit des Schicksals. Nach fatalistischen Weltanschauungen ist es unmöglich sein Schicksal zu ändern. Waren bei den Germanen die Nornen die Schicksalsgöttinnen, die den Schicksalsfaden sponnen, ist es bei den Griechen die Morien. Ariadne half dem Theseus den Minotaurus zu bezwingen in dem sie ihm einen Faden spannte der ihn durch das Labyrinth leitete. Hier steht der Ariadnefaden als Analogie für den richtigen Weg im Leben.

    Aber nicht nur religiöse Gruppierungen glaubten an das unausweichliche Schicksal, sondern auch Philosophen, darunter Nietzsche mit seinem Nihilismus. Der Nihilismus verneint, dass der Mensch mit seinem Tun irgendeinen Einfluss auf sein Schicksal hat. Seine Schlussfolgerungen leitete er aus der Hypothese von der Ewigkeit und immer wiederkehrenden Welt ab. „Dark“ repräsentiert diese Ansicht bei Zitaten wie „Es wird wieder geschehen“ und dem Symbol des Ouroboros in Form des Armreifes und dem Tattoo. Das empfinde ich jedoch als falsche Interpretation des Symbols, das ich oben eingehend beschrieben habe.

    "Allem Zukünftigen beißt das Vergangene in den Schwanz" notierte Nietzsche.

    Mit dem Ouroboros und ähnlichen Symbolen ist die ewige Wiederkunft auch von ihm illustriert worden. Der Ouroboros wurde oben schon erwähnt in Bezug auf die Entwicklung des Ich-Bewusstsein das nach der ourborischen Phase plötzlich Anfang und Ende erkennt, sobald sich das Ich-Bewusstsein beim Kleinkind entwickelt und damit auch sein Zeitempfinden. In „Dark“ hingegen wird richtigerweise geäußert, dass es „kein“ Anfang und Ende gibt, eine Jahrtausende alte anthropologisches Paradigma, dass in der Bibel und Schöpfungsmythen der Welt repräsentiert wird, durch Umweltkatastrophen mit Zerstörung und Erneuerung.

    In der Bibel erschafft Gott die Welt in sieben Tagen, aber mit der Sintflut zerstört er sie wieder und auch die meisten Geschöpfe, die er geschaffen hat. Man spricht von einem zyklischen Weltbild, das viele unterschiedliche unabhängige Kulturen der Welt vom Konzept her so teilen. Das ist kein Zufall, denn der Zyklus von Tod und Leben, von Aufbau und Abbau, von Generation und Destruktion, vollbracht durch die Destruenten  , biologischen Zersetzern, findet sich auch in der Biologie beim zyklischen Konzept der Ökologie. Nicht ohne Zufall ist auch das Symbol für Recycling dem Ourobos sehr ähnlich.

    Mit Sicherheit kann man sagen, dass Anfang und Ende Illusionen sind, wenn auch solche, die für unser Überleben existenziell notwendig sind. Doch ob der Mensch deshalb in einem ewig gleichen Prozess singulär eingebettet ist, wie Nietzsche annimmt und keinen Einfluss auf sein Schicksal hat, ist nicht falsifizierbar, wodurch es genauso wenig eine gültige Hypothese ist, wie die Frage nach der Existenz Gottes. Ich bin also hier mit Nietzsche schnell fertig, dennoch sollte man die Parallelen zu H. G. Tannhaus kennen.

    Du willst diesen Knoten zerstören, aber jeder Schritt den du tust dient dazu ihn zu erhalten. […] Deine Welt und Evas Welt hätten nie existieren dürfen. Du hast gedacht, dass der Ursprung in der Verbindung der beiden Welten liegt. Aber in Wahrheit liegt er außerhalb der beiden Welten. Unser Denken ist vom Dualismus geprägt. Schwarz, weiß, Licht und Schatten, deine Welt und Evas Welt, aber das ist falsch. Ohne eine Dritte Dimension ist nichts vollkommen.

    - Claudia, 3. Staffel, Episode 8

    Diese Informationen stammen von Tannhaus aus der Folge 8 der ersten Staffel, der es fast im selben Wortlaut sagt. Diese Aussage nimmt Claudia auf und bezieht auf die Triquetra bzw. die Triskele, die in allen Staffeln von „Dark“ häufig zu sehen ist und welche eine der Türen in der Höhe zierte und zwar jene mit der Überschrift „Sic mundus creatus est“. In der Parallelwelt von Martha ist die Tür anders beschriftet.

    Waren Adam/Jonas bzw. Eva / Martha davon ausgegangen, dass zwei Welten in Form eines Dualismus, durch die liegende 8, miteinander verknotet sind und sich überlagern, dabei noch eine Quantenverschränkung zugrunde liegt, klärt nun Claudia darüber auf, dass es eine weitere Welt gibt, eine dritte Welt, ein Zusammenhang, der durch die Triquetra symbolisiert wird. Die „Triquetra“ gibt es schon seit der ersten Staffel von „Dark“, aber sie wurde immer, als die unendliche Verschränkung von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft gedeutet. Dieser Interpretationsfehler des Symbols führt aber immer in das gleiche Schicksal, eine Art selbsterfüllende Prophezeiung.

    Vergangenheit, Gegenwarte und Zukunft als Illusion

    Die Triquetra hat eine Reihe von verschiedenen Bedeutungen, von denen die ursprüngliche oder einzige wahre nicht bekannt ist, auch weil die Triquetra ein Symbol ist, das man genauso wie dualistische Symbole in allen Kulturen der Welt findet.

    Der Trialismus der Triquetra ist durch die Kelten in Europa verbreitet worden. Nach der Mythologie der Kelten waren die wichtigsten Dinge der Welt zu dritt; drei Bereiche (Erde, Meer und Himmel), drei Elemente, drei Lebensabschnitte usw. Es ist auch möglich, dass der Triquetra die Mond- und Sonnenphasen bezeichnet. Bei Ausgrabungen verschiedener archäologischer Stätten aus der keltischen Zeit wurden neben Sonnen- und Mondsymbolen mehrere Triquetra-Knotensymbole gefunden.

    Die endlosen ineinander greifenden Kurven können auch für die ewige Liebe repräsentativ sein, auch vermittelt er einen ununterbrochenen Lebenszyklus. Überdies stand die Triquetra dafür, um die Stadien des Lebens einer Frau zu skizzieren: Jugend, Mutterschaft und Alter, weshalb es im Keltentum eine Trinität von Göttinnen gab, die genauso aber auch bei den römischen Matronen oder im Germanischen bei Frau Holle und ihren beiden Töchtern zu finden ist.

    Dark: Die größten Wendungen der Netflix-Serie

    Dark - Die größten WTF Momente
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    Für die oben genannten Gruppen ist der Dreieinigkeitsknoten symbolisch für die dreifache Natur der Göttin als Mutter, Mädchen und Frau. Die Mutter als Göttin ist repräsentativ für die Schöpfung, die Jungfrau steht für Unschuld und die alte Frau für Weisheit. Es ist auch repräsentativ für die Naturkräfte (Erde, Feuer und Wasser) und die drei ineinandergreifenden Kreise symbolisieren die weibliche Fruchtbarkeit. Das Christentum hat die drei Göttinnen als die Drei Heiligen Frauen übernommen, aber auch die Trinität von Gott, Gottes Sohn und dem Heiligen Geist basiert auf dem Trialismus.

    Dark bei Netflix: Die selbsterfüllende Prophezeiung als Selbstdetermination

    Trialismus und Dualismus haben so starke symbolische Kraft, dass sie im Stande sind das Denken zu beherrschen, denn überall sieht man das eine oder andere repräsentiert als gäbe es nur die beiden Konzepte. Besitzt man einen Hammer, dann neigt man dazu überall Nägel zu sehen. So führt nicht nur der Dualismus zum einem Denkfehler sondern auch der Trialismus. Durch Jonas' und Marthas einseitige Deutung der Triquetra, als Verschränkung von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft geraten sie immer wieder auf die gleichen Bahnen, eine Sackgasse des Schicksals, im Grunde genommen eine selbsterfüllende Prophezeiung.

    Selbsterfüllende Prophezeiung klingt esoterisch und ist es auch, denn sie stammt nämlich aus der Antike, aber sie ist wie einige andere antike esoterische Erkenntnis auch heute in der Wissenschaft akzeptiert. In der Soziologie ist sie unter dem Namen Thomas Theorem bekannt bzw. in der Psychologie gehört sie zur Klasse der Wahrnehmungsfehler und Kognitiven Vezerrungen (z. B. Wunschdenken) und im allgemeinen Wissenschaftsgebrauch findet man sie bei den Effekten, die bei Experimenten zu Fehlergebnisse provozieren können, wie zum Beispiel der Rosenthal-, Hawthorn- oder Pygmalioneffekt.

    So verlieren sich die Marthas und Jonasse in prophetischen Monologen über die Determiniertheit des freien Willens „Es wird wieder geschehen“ und über den Dualismus von Gut und Böse, der mit zig Bibelzitaten heruntergebetet wird, z.B. „Wenn du willst, dass deine Martha lebt, dann musst du dich für die Seite des Lichts entscheiden.“ Licht und Schatten, Adam und Eva, Gut und Böse, die schlafende 8 als Symbol für die Verknotung der zwei Paralleluniversen, wobei die schlafende 8 wohl das mathematische Symbol für die Unendlichkeit ist.

    Kombination von Ouroboros und Unendlichkeit

    Es gibt kein Anfang und kein Ende“. Durch das Symbol der schlafenden 8 kommen beide auf die Idee, dass es ein dualistischer Kampf zwischen zwei Parallelwelten ist, zwischen ihnen beiden, der alles immer auslöst, weshalb einer sterben müsse damit es sich nicht mehr wiederholt.

    Gut gemeint -aber nicht die Lösung

    Letztlich ist es Claudia die alle aufklärt. Die Schlüsselszene, die alles in Dark aufklärt ist der Moment, wenn Claudia in Folge 8 der letzten Staffel Adam über ihre Erkenntnisse aufklärt.

    Du willst diesen Knoten zerstören, aber jeder Schritt den du tust dient dazu ihn zu erhalten. […] Deine Welt und Evas Welt hätten nie existieren dürfen. Du hast gedacht, dass der Ursprung in der Verbindung der beiden Welten liegt. Aber in Wahrheit liegt er außerhalb der beiden Welten. Unser Denken ist vom Dualismus geprägt. Schwarz, weiß, Licht und Schatten, deine Welt und Evas Welt, aber das ist falsch. Ohne eine Dritte Dimension ist nichts vollkommen.

    - Claudia, 3. Staffel, Episode 8

    Claudia löst zwar im Endergebnis das Problem, aber das spiegelt nicht genau die Erkenntnisse über Zeitreisen wieder bzw. erklärt nicht warum die Lösung nur eine Notlösung ist. An dieser Stelle greife ich gerne auf Nietzsche zurück, der hier etwas auf der Spur war, das sich tatsächlich mit Einstein, Heisenberg, Schroedinger und den modernen Erkenntnissen im Einklang befindet.

    Nietzsches kosmologische Hypothese von der Ewigkeit der Welt und die Existenz von Multiversen

    Eine andere Hypothese von Nietzsche gefällt mir sehr gut und kann an die derzeitigen wissenschaftlichen Erkenntnisse über Multiversen andocken:

    Angenommen wird, dass die Zeit sich sowohl in die Vergangenheit als auch in die Zukunft unendlich ausdehnt, die gesamte „Kraft“, Materie oder Energie, und folglich die Anzahl der möglichen „Kombinationen“ oder Zustände der Welt, aber endlich ist. Daraus wird geschlossen, es müsse jeder mögliche Zustand der Welt bereits unendlich oft eingetreten sein und noch unendlich oft eintreten.

    Ich gehe zwar nicht mit Nietzsches weiterer Schlussfolgerung mit, dass die ewige Wiederkunft immer wieder das gleiche Schicksal auslöse, aber ich gehe mit, dass alle möglichen Zustände der Welt präexistieren. Diese unterstützt das Konzept der Viele-Welten-Theorie (Multiversen) 

    Dark bei Netflix: Abschied vom Zeitreisen

    Um Multiversen zu verstehen, müssen wir uns endgültig vom Konzept des Zeitreisens verabschieden. Wir müssen zu dem kindlichen Zustand zurück in dem wir noch kein Ego-Perspektive auf die Welt hatten, kein Ich-Bewusstsein und damit auch kein Raum-Zeit-Gefühl.

    Zuerst müssen wir uns klar machen, dass die Welt in der wir uns befinden eine bestimmte Kombination von Molekülen ist. Jede einzelne Veränderung um uns herum, ob von uns beeinflusst oder nicht, ob sichtbar oder nicht, so winzig sie auch sein mag, auf der Erde oder am Rand unseres Universums, stellt somit eine jeweils andere Kombination von Molekülen dar. Im Prinzip bedeutet dies, dass es für jedes Detail im Universum eine Kombination von Molekülen gibt.

    Dabei ist wichtig anzumerken, dass die Molekülkombinationen nur physikalisch-chemische mögliche Kombinationen sind, d. h. unmögliche Kombinationen gibt es nicht. Die Unmöglichkeit von Kombinationen wird durch die Naturgesetze determiniert z.B. Gravitation oder etwa Affinität von Elementen. Elemente haben zu jeweils anderen Elementen unterschiedliche hohe Affinitäten und sie haben eine genau präexistente Anzahl von Möglichkeiten. Das Sauerstoffatom hat eine Affinität zu zwei Wasserstoffatomen, für mehr Wasserstoffatome ist kein Andockplatz vorgesehen.

    Dark: Staffel 1 und 2 im Recap

    Dark - Netflix-Recap Staffel 1 & 2 (German) HD
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    Die Verbindung der beiden ist so stark, dass die Entdeckung des Prinzips der Knallgasreaktion sogar zur Entwicklung von Wasserstoffbomben geführt hat. Durch die Naturgesetze ist nur eine begrenzte Anzahl von Kombinationen von Molekülen möglich, aber die Kombination von Molekülen werden nicht dadurch beschränkt was uns Menschen als sinnvoll erscheint. Wenn wir ins Weltall hinaus blicken erleben wir wenig sinnvolles, eigentlich nur tote Materie in phantastischen Formen, für uns jedoch ohne Sinn und Zweck. Da also jede mögliche Kombination von Molekülen entstehen kann, existiert auch für das, was wir als Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft bezeichnen jeweils eine Molekülkombination.

    Das ist der entscheidende Punkt, der das alte Konzept vom Zeitreisen endgültig über den Haufen wirft, denn wie in Dark oft wiederholt, stellt sich nicht mehr die Frage nach dem „Wann“ sondern nach dem „Wo“. Wir reisen also nicht zu einem Zeitpunkt, sondern zu einer bestimmten Molekülkombination, die jeweils ein Paralleluniversum abbildet.

    Claudia und Tannhaus haben die Frage mit dem dritten Paralleluniversum beantwortet, doch das ist nur die Minimal-Erklärung des ganzen Ausmaßes, weil es in Wahrheit nahezu unendlich viele Paralleluniversen gibt. Die Viele-Welten-Theorie  besagt, dass es außerhalb unseres Universums weitere Universen gibt. Der Zweck dieser Universen könnte sein, dass sie eben Paralleluniversen sind und die Schwarzen Löcher bzw. Einstein-Rosen-Brücken sollen die Berührungspunkte zwischen zwei Paralelluniversen sein. So könnte ein Schwarzes Loch der Zugang zu einem Spiegeluniversum sein.

    Das Spiegeluniversum ist aber nur eine Kombination von Molekülen die uns Gegensätzlich zu unserem erscheint. Zwischen den Gegensätzen gibt es nahezu unendlich viele Zwischenzustände. Bei „Dark“ wird zwar nur von einem Spieluniversum gesprochen, aber die Versionen von Martha haben entweder keine Narbe, eine Narbe auf der rechten Wange, eine auf der linken Wange, mehr als eine Narbe im Gesicht oder die Narbe ist woanders z.B. am Arm oder am Bein. Hier geht es nicht mehr nur um Spiegeluniversen und es geht auch nicht mehr darum, was in einer singulär betrachteten Zeit geschehen ist oder nicht. Das ist alles nur Ablenkung von der Multiversentheorie.

    Warum der Dark-Stammbaum nur verwirrt und nicht zur Lösung beiträgt

    Bleiben wir mal bei Martha. Eigentlich dürfte es nur drei Marthas geben, weil es nur drei Universen gibt, aber es gibt viel mehr Marthas, auch bei anderen Figuren ist die Zahl ihrer Doppelgänger gar nicht mehr zu durchschauen. Einige haben auch ihre Doppelgänger umgebracht und sie ersetzt. Die meisten Zuschauer haben nur auf dem Stammbaum geschaut, okay das kann Spaß machen, aber dieser gibt gar kein Aufschluss über das Wesentliche, nämlich woher die vielen Versionen der Leute kommen. Die Antwort liegt darin, dass Tannhaus nicht nur zwei weitere Universen aufgespalten hat, sondern dass es noch weitere gibt. Hier ein Ausschnitt aus einem Artikel des Spiegels  :

    Während die Kirche noch die Vergangenheit aufarbeitet, planen die Wissenschaftler schon den nächsten Umsturz, und der könnte die kopernikanische Revolution noch in den Schatten stellen: Unser Universum ist nur eines von vielen, und jeder Mensch hat Doppelgänger in anderen Universen, behaupten Physiker. Es gibt nicht nur ein Universum, sondern unendlich viele [...] Eines davon bewohnen wir, eine lebensfreundliche Insel im Weltenmeer. Jede denkbare Welt existiert wirklich, jede mögliche Geschichte spielt sich irgendwo ab. Das Universum wird zum "Multiversum".

    Betrachten wir die Multiversen-Theorie praktisch, bedeutet das, dass wenn wir zur Molekülkombination vor einer Sekunde zurückreisen, dort unser Doppelgänger bereitsteht, der gerade vorhat die Reise zu beginnen. Jede weitere Sekunde zurück steht erneut ein Doppelgänger bereit. Egal zu welchem Punkt deiner Existenz du reisen wirst, es existiert ein Doppelgänger, während man an dem Punkt wo man herkommt verschwunden ist. Aber selbst solch einen Punkt gibt es wo du noch da bis, weil es ja eine Kombination dafür geben muss, bei der du gar nicht reisen wolltest, denn jede Kombination existiert in einem eigenen Paralleluniversum.

    Ich habe hier von Sekunden gesprochen, aber das dient nur der Orientierung, an dem was man als Vergangenheit erlebt hat. Man könnte ja auch einen Punkt reisen, wo man zwar auch existiert, der aussieht wie die eigene Vergangenheit, die ich aber nicht gelebt habe, weshalb sie anders ist z.B. kann dort deine Mutter gestorben sein oder leben oder Trump nicht gewählt worden sein. Es kann sein, dass man eine Narbe im Gesicht hat, irgendwo in einem anderen Paralleluniversum hat man zwar die gleiche Narbe, aber sie befindet sich einen Millimeter weit rechts, was genau einer definierten Molekülkombination entspricht.

    Das bedeutet, dass wenn man den Eindruck hat in eine Vergangenheit zurückgereist zu sein, alles gleich aussehen kann, aber es sich doch um eine andere Kombination bzw. ein anderen Paralleluniversum handelt, in dem nur ein Blatt im Amazonas-Urwald an irgendeinen Baum eine andere Molekularstruktur hat und sonst alles dem eigenen Ausgangspunkt ähnelt. Wie leicht könnte man das verwechseln. Aber solch eine kleines Detail könnte auch eine riesige Wirkung haben, wenn man nach dem „Schmetterlings-Effekt“ geht.

    Auf der einen Seite könnte man sagen, dass dadurch das Zeitreisen leichter wird, weil es keines mehr ist, sondern einfach eine Reise zu einem Ort, der so ist wie man es sich vorstellt, aber so könnte man auf einer Reisemaschine nicht mehr das Datum einstellen, das wir so lieben, denn bei einem Datum ist eben nicht klar, welche Molekülkombination gemeint ist bzw. welches Universum im molekularen Detail gemeint ist, in welchem der Molekülzustand herrscht, den ich mit diesem Datum in Verbindung bringe. Es stellt sich also immer wieder die Frage nach dem „Wo“ und nicht nach dem „Wann“. Ich könnte zwar in ein Universum reisen, dass so aussieht wie das gewünschte, aber ich müsste es erst einmal finden.

    Dark bei Netflix: Die 3 besten Wendungen aus 3 Staffeln

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    Wenn man alle Paralleluniversen in einer Matrix kartieren würde – Jonas spricht die ganze Zeit von einem „Fehler in der Matrix“ – dann könnten wir eine Linie über die Paralleluniversen ziehen, die wir im Laufe des Lebens durchquert haben. Hätten wir irgendwo woanders entschieden, hätten wir ein anderes Feld der Matrix durchquert. Die Reiselinie, die wir hinter uns her ziehen entspricht per Definition einer Singularität, denn nur eine Singularität kann Paralleluniversen durchbrechen, sie befindet sich an dem Punkt der schwersten Gravitation, die wahrscheinlich dadurch entsteht, dass ein anderes Paralleluniversum daran zieht.

    Jeder möglicher Zustand unserer Welt, in der wir eine Entscheidung treffen bzw. sich ein Molekül bewegt, führt uns in ein eigenes Paralleluniversum. Der Aufenthalt ist ultrakurz, denn sobald sich etwas bei den Molekülzuständen verändert, geraten wir in ein neues Paralleluniversum, denn Veränderung bedeutet eine neue Molekülkombination. Schon ein Gedanke ist eine andere Molekülkombination.

    Auf unserer Reise liegen die wahrscheinlichen Paralleluniversen näher als die unwahrscheinlicheren, was daran liegt, dass wir Mitreisende haben, die ebenso Veränderungen erzeugen. Würden nämlich die wahrscheinlichen Molekülkombinationen nicht beieinander liegen, dann würden plötzlich Menschen aus unserer Umgebung verschwinden, weil sie eine anderen Entscheidung getroffen haben. Es gibt also so etwas wie einen gemeinsamen Ereignisraum bzw. Ereignishorizont, eine Überlagerung von Paralleluniversen.

    Um noch Schroedinger mit einzubringen, erzähle ich mal das Beispiel aus einer Dokumentation über Multiversen.

    Man stelle sich vor, man habe in einem noblen Restaurant ein Essen á la carte bestellt. Der Ober bringt es, allerdings mit einem Deckel auf dem Teller, unter den wir nicht schauen können. Wir erwarten ganz fest, dass sich unser Gericht darunter befindet, weil es wahrscheinlich ist. Aber können wir aufgrund der Wahrscheinlichkeit voraussagen, was darunter ist? Nein, denn der Ober könnte etwas vertauscht haben oder auch nicht. Wir könnten auch falsch bestellt haben. Weder der Ober noch man selbst weiß wirklich was geschehen wird. Erst wenn wir darunter schauen wissen wir es, aber wir wissen nicht, ob wir durch das hinschauen eine Beeinflussung vorgenommen haben.

    Wir können also nicht sicher sein, dass das wir letztlich darunter sehen, auch darunter war, als wir es nicht gesehen haben. Diese Erkenntnis ergänzt das Konzept der Multiversen dahingehend, dass alle möglichen Optionen denkbar sind und nicht nur die wahrscheinlichen und dass wir gar nicht wissen, ob trotz einer hohen Wahrscheinlichkeit für das Eine, nicht doch das weniger wahrscheinliche sich realisiert. Alle Möglichkeiten überlagern sich. Diese Bedingung harmoniert wunderbar mit dem Konzept des Reisens durch Paralleluniversen. Weitere Bedingungen, wie die spukhafte Fernwirkung oder Verschränkung ergänzen das Reisen per Quantenmechanik ebenso, müssen sie auch, denn alle Paralleluniversen in der Matrix müssen ja miteinander kommunizieren, um auf die richtige Molekülkombination umlenken zu können.

    Sobald sich also irgendwo in unserem Universum ein Molekül ändert, ob von uns beeinflusst oder nicht, springen wir in ein neues Paralleluniversum. So muss das Reisen zwischen den Paralleluniversen quasi zeitlos vergehen, so zeitlos, dass wir es nicht mitbekommen. Das bedeutet aber auch, dass sich schwarze Löcher so schnell auftun und wir so schnell in ein Paralleluniversum wechseln, dass wir es auch nicht sehen können, wie es passiert, genauso wenig wie wir Quantenmechanik sehen können, obwohl es sie experimentell gibt. Das bedeutet wiederum, dass Schwarze Löcher zu unserem Alltag gehören, ohne dass wir es merken.

    Dark und das Konzept von Zeit: Fazit

    Von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu sprechen ist also ein Problem, eines das die Protagonisten - außer Claudia - nicht bedenken, weshalb sie alle falsch liegen, denn lt. Zitat von Einstein, sind "Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft [...] hartnäckige Illusionen". Es geht nicht um das Reisen nach "Wann" sondern zu "Wo". „Wann“ ist ein Konzept der Zeit und Zeitreisen ist eigentlich nicht Zeitreisen, wenn es über die Gesetz der Quantenmechanik funktioniert, sondern es ist ein Reisen durch nahezu unendlich viele Paralleluniversen, von denen einige auszusehen scheinen, wie unser bekanntes zu einer bestimmten Zeit auf unserer Reiselinie/Singularität.

    Der Teufel liegt aber im Detail. Dark wirft alles über Bord was wir seit Die Zeitmaschine oder Back to the Future glaubten uns vorstellen zu müssen. Zeit ist nicht existent, es ist eine menschliche Erfindung, um systematische Bewegungen messen zu können in einem ansonsten beliebig kombinierbaren Multiversum. Der Blick auf die unendliche vielen Paralleluniversen macht das Konzept Zeitreisen, wie wir es kennen völlig unsinnig, denn wir können uns ein Paralleluniversum aussuchen, das den Zustand repräsentiert, den wir suchen. Wir müssen also nicht die Vergangenheit ändern, sondern nur unseren Reisepunkt und den Doppelgänger loswerden, falls es ihn gibt.

    Den Fehler den Jonas und Martha gemacht haben, ist es auf ihrer Singularität zurückzureisen, also die gleichen Paralleluniversen zu bereisen, in der Annahme es handele sich um Vergangenheit und Zukunft, weshalb zwangsweise auch immer wieder dasselbe passiert. Das hat ihre Erwartungshaltung und ihre Theorien nur bestätigt und sie erlebten immer wieder die gleiche selbsterfüllende Prophezeiung ohne es zu merken.




July 12, 2020 at 06:25AM
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Dark: Ein Lehre von der Beschränktheit des menschlichen Denkens - Streaming News

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